Talking Tequila: Im Gespräch mit Hans-Peter von Padre Azul
Hans-Peter Eder bin ich schon mehrfach über den Weg gelaufen. Vom pulsierenden Bar Convent Berlin bis zur geschäftigen ProWein in Düsseldorf, wo Padre Azul stets mit seinen farbenfrohen, detailverliebten Ständen für Aufsehen sorgt. Die kunstvollen Totenköpfe, die leuchtenden Farben und die authentische Atmosphäre bringen das mexikanische Flair auf eine Art und Weise rüber, die man nicht übersehen kann.
Jetzt haben wir uns endlich die Zeit genommen, über „The State of Tequila“ zu sprechen – eine Spirituose, die längst mehr ist als nur ein Shot mit Salz und Zitrone. Hans-Peter, der charismatische Gründer der Premium Tequila Marke Padre Azul, teilt seine Leidenschaft für mexikanische Kultur und hochwertige Agavenspirituosen mit einer Begeisterung, die ansteckend wirkt. Ein Gespräch über kulturelle Brücken, unternehmerische Visionen und die Kunst des Genießens.
Tequila Dealer: Mal abseits des Tequilas. Was treibt dich persönlich oder unternehmerisch an?
Hans-Peter: Ich studierte Wirtschaft in Wien. Komme aus einer Familie mit Landwirtschaft und Gastwirtschaft in einer Tourismusregion. Als einziger Sohn wollte ich aber immer weg und mir was anschauen. Nach dem Studium arbeitete ich erst bei einem deutschen und dann bei einem amerikanischen Konzern.
Die politische Kultur in Großkonzernen passte nicht zu mir. Ich will keinen über mir haben, aber auch keinen unter mir. Mein Traum war immer, ein eigenes Unternehmen aufzubauen mit einer besonderen Unternehmenskultur. Mit coolen Leuten zusammenzuarbeiten, um etwas zu entwickeln. Vor zehn Jahren habe ich dann diesen großen Schritt gewagt, aus dem Konzern auszubrechen und mein eigenes Unternehmen gegründet. Ich habe wirklich meine Passion zum Beruf gemacht.
„Ich will keinen über mir haben, aber auch keinen unter mir.“ Hans-Peter Eder
Tequila Dealer: Sagen wir mal, der Weg der Marke Padre Azul war sicher kein Spaziergang. Gibt es besondere Hürden, die du überwinden musstest?
Hans-Peter: Das Schwierigste war die kulturelle Hürde. Tequila ist ja ursprungsgeschützt und muss aus Jalisco oder einem der anderen Bundesstaaten kommen. Die meisten Menschen wissen das gar nicht. Man operiert mit einer Kultur, die komplett im Gegensatz zu unserer deutschen oder österreichischen Kultur steht.
Das ist enorm spannend, weil man sein Hirn öffnen muss. Man muss verstehen, dass nicht die ganze Welt so denkt wie wir. Ich bin mit einer Mexikanerin verheiratet, dadurch ist es auch entstanden. Ich bin immer noch mega fasziniert von den Menschen in Mexiko.
Wir sind eine Zeitkultur und die Mexikaner sind eine Beziehungskultur. Sie zeigen uns Dinge, die wir leider verlernt haben. Für mich ist Tequila nicht nur eine einfache Spirituose. Tequila ist die Symbolik dieser Kultur, die sich Zeit für Familie und Freunde nimmt. Es ist okay, wenn die Leute unseren Tequila genießen und sich Zeit nehmen, darüber nachzudenken, was im Leben wirklich wichtig ist.
„Wir sind eine Zeitkultur und die Mexikaner sind eine Beziehungskultur. Sie zeigen uns Dinge, die wir leider verlernt haben.“ Hans-Peter Eder

Tequila Dealer: Cool! Was war entscheidend für den Durchbruch? Welche Faktoren haben aus dieser Vision eine international erfolgreiche Marke gemacht?
Hans-Peter: Wir erzählen einfach eine wahre Geschichte. Bei uns geht es immer um eine Liebesgeschichte. Es geht um Zeit und um Freundschaft.
Ein guter Tequila, ein Premium-Tequila braucht einfach Zeit. Man kann heute mit einem Diffuser den Prozess auf vier Stunden verkürzen. Ich kann aber auch zwei Tage kochen und nur Agave nehmen, die 8 Jahre alt ist. Ohne künstliche Hefe fermentieren. Das sind alles Dinge, die Zeit brauchen, und das ist das Wundersame an gutem Tequila.
„Bei uns geht es immer um eine Liebesgeschichte. Es geht um Zeit und um Freundschaft.“ Hans-Peter Eder
Ein erfahrener Mann sagte mir am Anfang: „Das Wichtigste ist: take your luggage and go“ – nimm deinen Koffer und gehe. Das ist auch heute noch so. Unser Team besucht die Leute persönlich. Wir haben den persönlichen Kontakt. Ich und mein Partner Stefan Lackner sind selbst vor Ort. In unserer Industrie gibt es enorm viel Geld, das wir nicht haben. Aber dieser persönliche Kontakt hilft uns und macht die Marke authentisch.


„Das Wichtigste ist: Take your luggage and go.“ Hans-Peter Eder
Tequila Dealer: Wie würdest du die aktuelle Bar-Kultur in Europa beschreiben und was unterscheidet sie von der Bar-Kultur in Mexiko und den USA?
Hans-Peter: Die Bar-Kultur hat sich unglaublich weiterentwickelt. Für mich sind Barkeeper Künstler, vergleichbar mit Köchen. Es wird nur zu wenig geschätzt, wie viel Arbeit und Detail in jedem einzelnen Drink steckt. Competitions haben das Level enorm gehoben. In Madrid gibt es eine unfassbare Szene, auch in Wien hat sich in den letzten 30 Jahren unglaublich viel verändert.
Die Menschen trinken weniger, aber dafür Qualität. Diese Entwicklung sieht man in Europa und auch in Mexiko. Es geht in Richtung Qualität und genau das ist unsere Mission: weniger, aber dafür was Gutes gönnen.
Tequila Dealer: Welche Rolle spielt Tequila heute in der gehobenen Gastronomie und wie hat sich der Stellenwert verändert?
Hans-Peter: Wir sind seit zehn Jahren am Markt. Am Anfang war es eine Katastrophe. Noch immer musst du viele Leute zwingen, Tequila zu probieren, weil sie ihn mit Salz, Zitrone und Kopfschmerzen verbinden. Aber wenn man die Geschichte erklärt, sieht man jetzt einen Trend in Richtung Agaven-Spirituosen.
Letzte Woche war ich beim Festival in Salzburg – vor fünf Jahren noch undenkbar! Dort waren 30 Tequila-Marken vertreten, unglaublich. Die Leute, die den Spirit verstehen, schätzen, was dahinter steckt.
Tequila Dealer: Viele Gäste erleben Tequila immer noch als Partydrink. Was braucht es, um dieses Image in Richtung Genussprodukt zu wandeln?
Hans-Peter: Aufklärung, ganz klar! Bei uns ist das Wichtigste „Liquid to Lips“. Wir gehen auch zu Veranstaltungen, die nichts mit Spirituosen zu tun haben. Von 100 Leuten musst du fast 99 zwingen, Tequila zu probieren, aber dann sind sie begeistert.
Wir machen viele Agave-Experiences mit Freunden wie David Rios. Da reden wir nicht über Marketing, sondern über den Unterschied zwischen Tequila und Mezcal, über Food-Pairing und Cocktails. Die Leute sind begeistert, wenn sie zu Hause etwas Neues zeigen können. Unsere Aufgabe ist es, die Leute aufzuklären.
„Natürlich trinke ich Tequila oder Mezcal, aber ich finde es spannend, wie die Leute ihre Getränke präsentieren und ihre Geschichten erzählen.“ Hans-Peter Eder
Tequila Dealer: Wenn du heute in eine Bar gehst, was bestellst du und mit wem würdest du gerne mal einen Tequila trinken?
Hans-Peter: Ich lasse mich immer vom Barkeeper beraten. Natürlich trinke ich Tequila oder Mezcal, aber ich finde es spannend, wie die Leute ihre Getränke präsentieren und ihre Geschichten erzählen. Ich möchte den Augenblick genießen.
Mit wem ich gerne trinken würde? Mit Papst Franziskus hätte ich gerne mal eine schöne Margarita getrunken, das würde mir gefallen.
Tequila Dealer: Ja, mega! Vielen Dank für die spannenden Einblicke und das lockere Gespräch. Dann mal noch auf viele gute Zeiten mit einem guten Tequila!
Hans-Peter: Super! Dann danke ich dir. Und bis dann, Ciao!