Wie man Tequila professionell verkostet: Vom Nosing bis zum Finish
Ein Leitfaden zur Tequila Verkostung für alle, die den echten Charakter der Agave erleben wollen.
Hey Leute, wer von euch hat sich schon mal gefragt, wie man Tequila richtig verkostet? Ich meine, wer mich kennt, weiß: Tequila ist für mich nicht einfach nur ein Getränk. Das ist flüssiges Gold, pure Magie, die Essenz der Sonne Mexikos in der Flasche! Und wer da immer noch an Salz und Zitrone denkt, dem sage ich: Vergesst den Quatsch! Tequila ist kein Party-Shot, den man einfach so runterkippt. Nein, ein richtig guter Tequila, der hat Tiefe, Charakter, eine Geschichte, die sich über Jahre in der Agave und im Fass entwickelt hat.
Genau wie ein edler Single Malt oder ein Cognac, den man mit Respekt genießt, so verdient auch Tequila unsere volle Aufmerksamkeit. Wer guten Tequila richtig zu verkosten weiß, statt ihn nur zu trinken, der erlebt die pure Seele der Agave: die brennende Sonne, die fruchtbare Erde, das Geheimnis der Fermentation und die ehrliche Handwerkskunst, die in jeder Flasche steckt.
Eine professionelle Verkostung? Das ist dein Schlüssel, um die Qualität zu erkennen, deine Favoriten zu finden und überhaupt erst zu verstehen, was da alles in deinem Glas steckt. Und mal ehrlich: Es macht einen Heidenspaß! Wetten?

Bühne frei für die Verkostung: Umgebung, Glas & die perfekte Temperatur!
Bevor wir überhaupt an den ersten Schluck denken und mit der Verkostung beginnen, schaffen wir die richtige Atmosphäre. Denn wie beim Wein, oder jeder anderen großen Liebe, zählt das Drumherum!
Licht & Geruch: Stell dir vor: Du willst die feinsten Aromen erschnüffeln, und im Raum hängt noch der Geruch von gestern Abend oder dein Parfum schreit lauter als die Agave? Geht gar nicht! Also: Kein Parfum, keine Duftkerzen, kein Rauch! Am besten ein heller, neutraler Raum. Tageslicht ist dein Freund. Ruhe, Konzentration. Jetzt geht’s ans Eingemachte.
Das richtige Glas: Vergiss diese kleinen Schnapsgläser, die nur dazu da sind, Tequila schnell verschwinden zu lassen! Wir wollen schmecken, riechen, entdecken! Profis – und dazu gehören wir jetzt auch – nehmen:
- Das legendäre Riedel Ouverture Tequila-Glas (extra von den Agaven-Göttern in Zusammenarbeit mit der CRT entwickelt, kein Scheiß!)
- Oder alternativ ein gutes Grappa-Glas.
Warum? Ganz einfach: Diese Gläser sind wie eine Bühne für die Aromen. Sie bündeln den Duft direkt unter deiner Nase, lassen dem Tequila aber gleichzeitig genug Raum zum Atmen. Perfekt!
Temperatur: Ganz wichtig: Dein Tequila ist keine Cola! Zwischen 18-20 °C ist ideal. Also so richtig schön Zimmertemperatur. Wenn du ihn zu kalt servierst, schläfst du seine feinen Noten ein. Wir wollen aber, dass er tanzt!

Der erste Blick: Farbe & wie er sich bewegt
Jetzt halten wir das Glas wie einen Schatz gegen das Licht. Was siehst du?
- Blanco: Glasklar, manchmal schimmert er leicht silbrig – rein und unverfälscht!
- Reposado: Sanft golden, bis hin zu einem warmen Bernstein – die Zeit im Fass hinterlässt ihre Spuren.
- Añejo / Extra Añejo: Tiefgold bis hin zu einem satten Mahagoni – hier siehst du die reiche Geschichte, die er in der Eiche erlebt hat.
Und jetzt der kleine Trick: Schwenk das Glas ganz leicht. Wie läuft die Flüssigkeit an der Wand herunter? Bildet sie Schlieren, sogenannte „Tränen“ oder „Legs“? Das ist die Viskosität. Langsame, dicke Schlieren? Könnte auf einen öligen, vollmundigen Charakter hindeuten!
Das Nosing: Tauch ein in den Duft der Agave!
DAS ist der Moment, Tequila-Freunde! Jetzt kommt die Nase ins Spiel, und die ist dein bester Detektiv. Halte das Glas leicht schräg, führ es langsam unter deine Nase und atme kurz ein. Nicht zu tief, das ist kein Sprint, sondern ein sanfter Spaziergang durch einen Agavenhain!
Dein erster Eindruck, was verrät er dir?
- Blanco: Riechst du frische Agave, eine Brise Zitrus, vielleicht einen Hauch von Pfeffer oder wilde Kräuter? Das ist die pure, wilde Seele!
- Reposado: Da kommt plötzlich Vanille ins Spiel, ein bisschen Honig, die Wärme der Eiche, vielleicht sogar Karamell? Hier hat das Holz seine liebevolle Arbeit getan!
- Añejo: Wow! Dunkle Schokolade, Tabak, getrocknete Früchte. Das ist der Duft von Erfahrung und Reife!
Und jetzt kommt der Profi-Move: Dreh das Glas ganz leicht in deiner Hand und riech erneut. Plötzlich ändern sich die Aromen! Magie? Nein, die Luft macht’s!
Tequila-Dealer-Tipp: Schnupper mal aus verschiedenen Winkeln des Glases! Ganz oben findest du oft die leichten, flüchtigen Noten, weiter unten lauern die schwereren, tieferen Geheimnisse. Jeder Winkel erzählt eine andere Geschichte!



Der erste Schluck: Dein „Primer“ für die Gaumen-Party!
Bevor wir so richtig mit der Verkostung loslegen, gibt es einen kleinen Trick, den ich gerne verrate: Nimm einen winzigen, wirklich winzigen Schluck. Lass ihn kurz im Mund, spiel ein bisschen damit. Das ist wie das Warm-up für den Gaumen, unser „Primer“! Er bereitet deine Geschmacksnerven auf das vor, was kommt.
Erst der zweite Schluck. DAS ist der wahre Startschuss für die Verkostung!
Der Geschmack: Jetzt geht die Gaumenarbeit los!
Okay, jetzt sind wir bereit! Nimm einen weiteren, kleinen Schluck. Lass ihn langsam, ganz langsam über deine Zunge rollen. Schließ die Augen, wenn du magst. Atme leicht durch die Nase ein (ja, das klingt komisch, aber es öffnet neue Geschmackswelten!).
Worauf du jetzt achten solltest, mein Freund:
- Der Einstieg: Wie ist der erste Eindruck? Sanft und geschmeidig? Oder kommt er mit einem Feuerwerk an Aromen? Rund, mild, oder doch eher eine freche Schärfe?
- Der Mittelgaumen: Was passiert jetzt? Entwickeln sich süßliche Noten, eine erdige Tiefe, oder kommt eine würzige Explosion? Dein Mund ist eine Bühne!
- Die Textur: Ist er cremig, fast ölig, der die Zunge umhüllt? Oder eher trocken, samtig?
- Die Balance: Stimmt das Zusammenspiel? Ist der Alkohol perfekt eingebunden? Harmonisieren Süße, Säure, Bitterkeit? Hier zeigt sich die wahre Kunst des Destillers!
- Ein Blanco zeigt dir oft frische Kräuter, einen pfeffrigen Kick, Zitrusnoten, die pure, rohe Agave in ihrer schönsten Form.
- Ein Añejo kann dich mit Noten von Karamell, warmem Holz, dunkler Schokolade oder dieser unwiderstehlichen Vanille verzaubern.
Das Entscheidende ist doch immer: Wie deutlich ist der Charakter der Agave noch spürbar? Das ist die Seele, die wir suchen!
Der Abgang: Das große Finale auf deiner Zunge!
Nachdem du geschluckt hast: Atme nochmal kurz und sanft durch die Nase aus. Das ist das sogenannte „retronasale“ Erlebnis, und es ist ein absoluter Game Changer! Plötzlich kommen neue Aromen hoch, die du vorher vielleicht gar nicht wahrgenommen hast.
Was bleibt zurück?
- Die Länge: Wie lange tanzen die Aromen noch auf deiner Zunge? Nur ein paar Sekunden? Oder Minuten? Ein langer, genussvoller Abgang ist wie eine Zugabe nach einem perfekten Konzert!
- Die Aromaentwicklung: Tauchen jetzt noch neue Noten auf? Vielleicht ein Hauch von Rauch, Kakao oder sogar Leder? Tequila ist ein Meister der Überraschungen!
- Das Mundgefühl: Ist es trocken, warm, samtig oder doch ein leichter Alkohol-Kick?
Ein WIRKLICH großartiger Tequila verabschiedet sich langsam, elegant und sauber. Kein Kratzen, kein Brennen. Nur pure, genussvolle Erinnerung. Ganz wichtig: Zwischen den Proben immer einen Schluck stilles Wasser! Das neutralisiert deinen Gaumen und macht ihn bereit für die nächste Entdeckung.

Fazit: Tequila ist kein Shot. Und trotzdem ein Fest : )
Meine lieben Tequila-Jäger, ihr seht: Tequila verkosten ist viel mehr als nur trinken. Es ist eine kleine Meditation, eine Reise für die Sinne. Jeder Geruch, jeder Geschmack, jedes Gefühl erzählt dir von seinem Ursprung in der Agave, von der brennenden Sonne, der fruchtbaren Erde, der vergehenden Zeit und der liebevollen Handwerkskunst.
Wenn du dir diese Zeit nimmst, verspreche ich dir: Du wirst merken, dass Tequila nicht gleich Tequila ist. Jeder einzelne Schluck, jede Flasche, jeder Agavenschnaps hat seine eigene Persönlichkeit, seinen eigenen Charme. Und genau das macht diese Spirituose so unglaublich faszinierend!
In diesem Sinne: ¡Salud und viel Spaß beim Entdecken!
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Fotos: Tequila Festival Salzburg